Als Bürgermeisterin Irmgard Krammer am Montag zu ihrer Laudatio auf den scheidenden SPD-Stadtrat anhob, wurde es mucksmäuschenstill im Sitzungssaal. Den Kolleginnen und Kollegen war der Respekt vor dem Rathaus-Urgestein Horst Gandziarowski anzumerken.
21 Jahre stand „Gandi“ auf der Bühne der Stadtpolitik. In vielen Sitzungen bestach er durch seine Rhetorik, seine Schlagfertigkeit, seine Diskussionsfreude und nicht zuletzt durch seine Sachkenntnis. Auch im geselligen Bereich, bei den „Nachsitzungen“ war er oft bis weit nach Mitternacht das treibende Element. Bürgermeisterin Krammer hatte sich schlau gemacht über die Vita des scheidenden Stadtrats. Durch die Friedenspolitik von Kanzler Willy Brandt fühlte er sich Anfang der 70er Jahre zur SPD gezogen, wurde 1990 zum ersten Mal auf deren Liste in den Stadtrat gewählt. Bei den folgenden drei Wahlen erwies sich Gandziarowski stets als Zugpferd der SPD, erhielt alleine bis zu 17 Prozent aller für die Sozialdemokraten abgegebenen Stimmen.
„Wir verlieren Sie ungern aus unseren Reihen, weil Sie Ihre Aufgabe als Stadtrat und darüber hinaus
als Kreisrat und die damit verbundenen Verpflichtungen immer sehr ernst genommen haben“, bekannte Krammer. Die Freude am politischen Gestalten in Stadt und Region habe er nie verloren. 18 Jahre war Gandziarowski Verkehrsreferent, 21 Jahre Vertreter in der Gemeinschaftsversammlung
und Mitglied im Hauptund Finanzausschuss des Stadtrates sowie im Bauausschuss. Dazu engagierte er sich in der Städtepartnerschaft mit Scarlino. Von 1988 bis 2000 hatte er zudem das Amt des SPD-Ortsvorsitzenden. Für sein politisches Wirken erhielt Gandziarowski aus den Händen der Bürgermeisterin die Bürgermedaille in Gold und eine Uhr, dazu reproduzierte Auszüge aus dem Goldenen Buch der Stadt und ein Buchgeschenk. In ihren Dank bezog Krammer auch Gandziarowskis Frau Ursula mit ein.
Der Scheidende bekannte sich zu seiner Gänsehaut im Moment des Abschieds. Seine Kollegen bat er um Verständnis, dass er manchmal „etwas vorlaut“ gewesen sei. Widder hätten das nun mal so an sich. Die Stadtratskollegen bat er, seinen Nachfolger Lukas Bräuer offen aufzunehmen.
Quelle Mainpost vom 23.03.2011 (Nobert Finster)