„Es ist immer und ewig der alte Kampf, hier links, dort rechts, und dazwischen der Sumpf.“ Das Bebelwort kommt einem in den Sinn, beim Blick auf den Waigolshäuser Bahnhof. Laut Website ein Lieblingszitat des bayerischen SPD-Vorsitzenden Florian Pronold, der am Freitag Station hier machte.
„Ein naturbelassener Bahnhof“, scherzt Bürgermeister Peter Pfister und schaut einer Gans hinterher, die an der Haltestation Richtung Würzburg vorbeiwatschelt. Reichlich Grün gedeiht zwischen den Gleisen, der Gemeindeobere, zugleich SPD-Kreisvorsitzender, hat Pronold eingeladen, sich das wildwuchernde Problem anzusehen. Der oberste Genosse Bayerns, auf Sommertour, hört sich die Klagen an. Waigolshausen habe sich durch den Bahnhof aus dem Kaiserreich überhaupt erst zur 1500-Seelen-Ortschaft entwickelt, sagt der Rathauschef. Früher fuhren die Arbeiter mit der Eisenbahn nach Schweinfurt, heute mit dem Auto. Die alten Eisenbahnerwohnungen - ein „Instandhalter“ harrt heute dort noch aus. Der Ausbau für den Güterverkehr, vor 20 Jahren, beim Streit um die A 71 erhofft, sei ausgeblieben.
Im Gemeinderat habe er sich Kritik anhören müssen, so Pfister, weil die Kommune der Bahn einen Parkplatz hingestellt hat. Der werde nun meist von Auswärtigen genutzt, wie Theilheimern und Hergolshäusern. Heiterkeit unter den Anwesenden, darunter Kreisrätin Elisabeth Bieber, die Kissinger Landtagsabgeordnete Sabine Dittmar, MdB Frank Hofmann oder Hartmut Bräuer als Fraktionschef der SPD im Kreistag.
Pronold fragt nach der Barrierefreiheit für Behinderte, eines der Themen seiner Erkundungstour. „Mit Sicherheit nicht“, moniert Pfister, Frauen mit Kinderwagen demonstrieren, dass sich schon Leute ohne Handicaps mit den Treppen zur Unterführung schwer tun. Der Kreisvorsitzende erzählt von Abenteuern mit dem Fahrplan, als er mal am Gleis wartete und am Ende, ohne angekündigten Zug, nur noch Bahnhof verstand. „Macht ihn doch etwas ordentlich“, habe er die Bahn gebeten, vor der 950-Jahrfeier der Gemeinde Mitte September. Allein, fünf Fahrgäste fehlen zur magischen Grenze von 300 Personen, ab der es Fördergelder geben würde
Pronold verspricht zur helfen, er ist stellvertretendes Mitglied im SPD-Verkehrsausschuss. Der 37-jährige Deggendorfer will mit einem Fax an die Bahn Dampf machen, möglichst noch vor dem Jubiläum.
Im Rathaus erfährt er von weiteren Sorgen eines ehrenamtlichen Bürgermeisters mit 2900 Schutzbefohlenen. 100 Millionen Euro bekäme demnächst der ländliche Raum in Bayern weniger an Förderungen, trommelt Pronold gegen die Landesregierung, mit dem Wegfall der Folgeinveestitionen sei das ein Minus von einer Milliarde. So viel hätten deutsche Hoteliers an Steuergeschenken erhalten, 3,75 Millionen Euro seien von der bayerischen Landesbank in Kärnten versenkt worden. Bayerns Kommunen würden schlecht bezuschusst, bekämen demnächst von Schwarz-Gelb womöglich noch die Gewerbesteuer abgenommen. Pronold beharrt dann, mit Blick auf Grafenrheinfeld, auf den Atomausstieg bis 2014, wettert gegen längere Laufzeiten und Endlager, für die auch wieder der ländliche Raum „attraktiv“ sei: „Das geht nach dem Sankt Florians-Prinzip, da wird mein Name missbraucht“.