Die eigene Stadt aus dem Blick eines Touristen erleben, das konnten am vergangenen Sonntag weit über 20 interessierte Teilnehmer, die zu der sechsten Auflage von „Dahemm in GEO“ gekommen waren. Der SPD Ortverein Gerolzhofen hatte dazu eingeladen.
Der Int. Weltgästeführertag, so begrüßte 1. Vorsitzender des SPD Ortsvereins Lukas Bräuer, ist für uns immer ein willkommener Anlass eine neu konzipierte Führung öffentlich vorzustellen. Das Wissen um die eigene Stadtgeschichte und die Tradition ihrer Gebäude bietet immer neue spannende Details. Leben in der Heimat, aber diese auch erleben, schafft Zusammengehörigkeit. Er bedankte sich bei sich bei der Stadtführerin Evamaria Bräuer, die seit über 25 Jahren in diesem Ehrenamt tätig, immer bereit ist neue Themenführungen auszuarbeiten.
Die Rathaus Besichtigung begann außen, von dort konnte man die abgeschlossenen Ein- und Anbauten gut erkennen. Von Gebäudeteilen wie dem 1732 abgebrochenen Treppenaufgang zum 1. OG, oder dem möglichen Standort des Prangers ist heute nichts mehr zu sehen. Mehr Informationen dazu birgt das Stadtarchiv. In der Rüstkammer erfuhren die Gäste von den verschiedensten Nutzungen des Raumes. Bis zum Bau der Erlöserkirche wurde dieser von der jungen evangelischen Gemeinde als Betsaal genutzt. Auch der große Magirus Wagen der Feuerwehr hatte einst hier seinen Platz. Ebenso war auf dem Dach eine Sirene montiert. Waren das damals auch schon vorbeugende Brandschutzmaßnahmen fragte man sich in der Gruppe?
Neu präsentiert an den Wänden werden Gemälde mit historischen Ansichten Gerolzhofens. Es fällt auf, dass es meist zugezogene Künstler wie Balling, Geiger, Assmann waren, die unsere heimatlichen Motive darstellten. Die große Stadtansicht, von Helmut Winkelmann in Öl gemalt nach einer Vorlage Max Astens, war bisher wenig öffentlich im Bürgermeister Zimmer verborgen. Darauf deutlich erkennbar ist die Tradition einer Gerolzhöfer Hopfenkultur. Ein wichtiger Hinweis für unsere einheimische Bierbraugeschichte.
Nach Inaugenscheinnahme und Test des installierten Fahrstuhls stellte Bräuer die beiden Abteilungen des Stadtmuseums vor. Es war doch eine sehr mühsame Arbeit Kleidung herzustellen, und auch im früheren Schulleben ging es wenig lustig zu. Schüler wurden aber nicht immer geprügelt. Mancher erhielt auch Lob mit einem Fleißbildchen. Mit dem bittersüßen Lied vom armen Dorfschulmeisterlein erinnerte man auch an die schwierige wirtschaftliche Situation der Pädagogen der Prinzregentenzeit.
Barrierefreie Rampen erleichtern gehbehinderten Besuchern das Betreten und beschilderte Notausstiege sorgen jetzt für Sicherheit im Falle eines Brandes.
2. Bürgermeister Erich Servatius erklärte, dass deshalb auch die dekorativen Vorhänge entfernt wurden. Augenzwinkernd stellte er fest, dass auch bei Faschingssitzungen künftig feuerfeste Luftschlangen und Konfetti eingesetzt werden sollten. Das letzte dokumentierte schlimme Feuer im Rathaus geht auf das Jahr 1552 zurück, als der Markgraf von Brandenburg-Ansbach Gerolzhofen einen Besuch abstattete.
Als Höhepunkt besuchte die Gruppe den Magistratssaal, und durfte probeweise auf den Ratssesseln sitzen. Die streng blickenden Fürstbischöfe sind Zeugen einer vergangenen Zeit als Politiker ihre Untertanen noch nicht freundlich anlächelten.